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BR : Ausstellung von Kiki Smith: Heile Welt mit Widerhaken (by Stefan Mekiska)

 

Im Diözesanmuseum in Freising eröffnet eine Schau mit Werken von Kiki Smith, eine der Superstars der aktuellen Kunstszene. Gleichzeitig ist eine Ausstellung Franziskus von Assisi gewidmet. Eine interessante Mischung.

Das Diözesanmuseum in Freising ist eines der ganz wenigen, die bei den namhaftesten Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart Werke in Auftrag geben können. Seit der Eröffnung vor einem Jahr ist der Lichtraum des Amerikaners James Turrell eine mächtige Sehenswürdigkeit. Im Eingangsbereich steht der sich verhüllende Erzengel der Belgierin Berlinde de Bruyckere.

Und von diesem Wochenende an steigt man auf dem Domberg von Freising auf einen geheimnisvollen, steil gegiebelten Schrein zu, den Architekt Peter Brückner aus alten Dachziegeln entworfen hat. Fast möchte man an die Backsteingotik des Nordens denken. Auf dem höchsten Punkt des Daches strahlt golden eine moderne Taube. Der Heilige Geist. Und im Inneren ein Glasfenster mit einem magischen Mond.

Das Ganze ist der Schutzmantelmadonna gewidmet und ein Werk der amerikanischen Künstlerin Kiki Smith. Sie möchte, dass man hier eine Pause vom Alltag macht, zur Ruhe kommt. Eine Funktion, die ihrer Meinung nach auch die Museen heute haben. "Eine Kapelle gibt einem eine Atempause, vor allem von sich selbst, um sich selbst zu hören." Denn es sei sehr wichtig, Orte zu haben, an denen man passiv sein könne.

Flauschigen Wolken tragen Kerkerketten

Dieses kontemplative Sich-Zurückziehen in der Öffentlichkeit funktioniert natürlich umso besser, wenn das Museum und die Kapelle nicht zu voll sind. Genauso wie bei der Arbeit ihres Kollegen James Turrell. Im Erdgeschoss dazu noch eine Ausstellung mit Zeichnungen, Bronzeskulpturen, Drucken und Installationen von Kiki Smith. Frauen, die sich der Welt öffnen und die Handflächen nach außen wenden.

Der Sternenhimmel. Und Tiere, die sich auf einmal vertragen. Hund und Katze. Katze und Vogel. Kiki Smith versieht ihre heile Welt, die alles Belebte und Unbelebte verbindet, aber auch immer mit Widerhaken. Da sitzt eine Bronzefrau auf dem Scheiterhaufen. Die Künstlerin selbst sagt: Die flauschigen Wolken tragen Kerkerketten. Trotzdem liebe sie die Schönheit der Erde und das Privileg zu leben.

Bildrechte: Diözesanmuseum Freising Bildbeitrag Detail aus der Pescia-Tafel

Damit passen Kiki Smiths Arbeiten bestens zu der zweiten Ausstellung über den Aussteiger-Heiligen und Öko-Patron Franziskus von Assisi, zu dem Mann, der zu den Tieren predigte, sagt Christoph Kürzeder. "Wenn er sich sogar hinstellt, zu den Vögeln predigt. Und alle sagen 'Wow' und hören ihm auch noch zu. Also das ist schon eine Stärke einer Persönlichkeit, die man suchen muss."

Kürzeder ist der Direktor des Diözesanmuseums Freising. Die ersten noch ikonenhaften Darstellungen des Heiligen, um 1230 entstanden, haben für diese Ausstellung erstmals Italien verlassen. Dazu Werke von Caravaggio, Tizian oder Orazio Gentileschi. Sie zeigen einen zwar vor 800 Jahren verstorbenen Franziskus, der aber wie Wenige in der katholischen Kirche heute noch völlig zeitgemäß und sogar politisch wirksam ist. Das Leben mit und in der Natur vereine Franziskus nicht nur mit Kiki Smith, sagt Kürzeder. "Der gilt ja erst einmal als Narr Gottes, wird gar nicht ernst genommen. Und dann merken die, der meint es ernst. Und der macht es auch noch, der setzt es um."

Article published on https://www.br.de

 
gabriela ancoKiki Smith